Verstopfte Straßen, schlechte Luft und in der zweiten Reihe parkende Lieferwagen: Die Infrastruktur zahlreicher Städte stößt nicht erst seit der Corona-Pandemie an ihre Grenzen. Um diesen Trend zu stoppen und Metropolen wieder lebenswerter zu machen, suchen Verkehrsplaner, Kommunen und Logistiker nach neuen Konzepten. Klar ist, dass die Straße dieses Problem nicht allein lösen kann. Nun aber gibt es eine einzigartige Lösung, die zu einem neuen Standard der City-Logistik werden könnte: ein Zusammenspiel mehrerer Verkehrsträger auf der „mittleren“ und „letzten Meile“ wie Lieferwagen, Schienenfahrzeuge und E-Cargobikes. Wie das genau funktioniert, zeigte das Webinar „Intermodale Logistikkette im urbanen Raum“. Eine Interessengemeinschaft aus privatwirtschaftlichen Unternehmen und die Frankfurt University of Applied Sciences präsentierte darin die Ergebnisse des kürzlich veröffentlichten Whitepapers. Das Webinar wird am Freitag, 12. März, ab 10 Uhr wiederholt.Daran beteiligt sind der Berliner Cargobike-Hersteller ONOMOTION GmbH, Porsche Consulting, EIT InnoEnergy, die Hörmann Gruppe, EURA, Hermes Germany GmbH und das Research Lab for Urban Transport der Frankfurter University of Applied Sciences.

Güter werden über die gesamte Lieferkette in standardisierten Containern transportiert

Mit der Straßenbahn gelangen die standardisierten Container in die Innenstadt zum Microhub. Quelle: Hörmann Gruppe

„Mobilität anders denken“: Unter diesem Motto zeigte Moderation Luise Braun von der ONOMOTION GmbH, wie die Probleme auf der Straße gelöst werden können, wenn die Logistikkette auf mehrere Verkehrsträger aufgeteilt wird. Der Clou: Transportiert werden die Güter über die gesamte Lieferkette in standardisierten Containern. Ausgangspunkt der Lieferkette ist der Warenumschlag in einem Depot am Stadtrand. Der Weitertransport erfolgt in standardisierten, kompakten und rollbaren City-Containern mit Schienenfahrzeugen wie Straßenbahnen, oder S- und U-Bahnen bis zu einer Haltestelle in der Innenstadt. Von diesen Microhubs aus übernehmen E-Cargobikes von ONOMOTION die andockbaren Container zur Feinverteilung an die Empfänger. Der Minitransporter der ONOMOTION GmbH kombiniert die Vorteile eines schnellen, schmalen und wendigen Lastenrades mit einem Ladevolumen von zwei Kubikmetern und maximal 220 Kilogramm Nutzlast im Container. Die Lastenräder können bei ausreichender Breite Radwege nutzen, sind leise, stehen nicht im Stau, parken nicht in der zweiten Reihe und müssen keinen Parkplatz suchen. An den innerstädtischen Haltestellen wären somit nur kleine Pufferflächen notwendig, um die Container kurz zwischen zu lagern. Das optimiert die Betriebsabläufe der Straßenbahnen und E-Lastenräder. Da Flächen in der Innenstadt teuer und rar sind, sind Microhubs eine ideale Lösung, um Pakete schnell, effizient und emissionsfrei von dort zuzustellen.

Kombinierter Verkehr könnte bis zu 80 Prozent der innerstädtischen Lieferungen realisieren

Mit einfachen Handgriffen lässt sich der Container der ONO abmontieren. Quelle: ONOMOTION GmbH, Janine Graubaum.

Professor Dr. Kai-Oliver Schocke, Direktor des Research Lab for Urban Transport, untersucht mit seinem Team, wie die Straßenbahn in die Sendungszustellung eines Paketzustellers in der Innenstadt von Frankfurt am Main integriert werden könnte. Erste Ergebnisse sind vielversprechend: Mithilfe des kombinierten Verkehrs ließen sich bis zu 80 Prozent der innerstädtischen Lieferungen realisieren. Für den Transport von zwei Dritteln aller Paketsendungen reichen sogar zwei Gütertrams aus. „Selbst mit emissionsfreien Elektrofahrzeugen lösen wir den Verkehrsstau in den Städten nicht. Mit Schienenfahrzeugen und einer integrierten Lastenradbelieferung wird eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative geboten, die viel Potential hat“, sagt Schocke. Für ihn sind die Bedingungen für diesen kombinierten Verkehr so günstig wie nie, da Fördermittel durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ebenso gegeben sind wie die Bereitschaft der Paketdienstleister.

Dreistufige Logistikkette ist kostenneutral

Der Container lässt sich seitlich und hinten öffnen. Quelle: Janine Graubaum

Zu den Kosten und der CO2-Bewertung äußerte sich Robert Stolt von der Porsche Consulting GmbH. Er untersuchte die einstufige, herkömmliche Logistikkette mit der dreistufigen aus Liefer-/Lastwagen, Cargo Tram und E-Cargobike. Neben einer spürbaren Entlastung der Straßen aufgrund der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, reduziert die dreistufige Logistikkette die CO2-Belastung um knapp 64 Prozent. Gleichzeitig ist dieser Weg mit 27,62 Euro pro Kubikmeter im Vergleich zum herkömmlichen Transportweg kostenneutral.

Für das Webinar am Freitag, 12. März, von 10 bis 11 Uhr gibt es noch kostenfreie Tickets. Anmeldungen sind hier möglich. Im Anschluss erhalten alle Teilnehmer das Whitpaper kostenlos zum Download.