Um den Verkehr auf den deutschen Straßen, vor allen in den Innenstädten, deutlich zu minimieren und die Emissionen zu reduzieren, gibt es bereits zahlreiche Projekte. Eines davon ist die elektrische Schifffahrt auf Wasserstraßen in Metropolregionen. Désirée Müller ist davon besonders beeindruckt und berichtet von weiteren spannenden Projekten.
Die „transport logistic“ hat mich persönlich in diesem Jahr besonders gefesselt. Es waren nicht unbedingt die neuen Fahrzeuge, Pack- oder Telematiklösungen, die mich beeindruckt haben, sondern vor allem die neuesten praktischen Studien über verschiedene Logistikkonzepte und deren erste Ergebnisse, die ich am Stand der Wirtschaftsförderung Brandenburg kennenlernen durfte. Besonders fasziniert hat mich das Modell „Wasserwege für die City-Logistik nutzen“. Was in Paris und Amsterdam schon seit Jahren hervorragend funktioniert, wird derzeit in Deutschland intensiv getestet: Die Ware wird mit dem Schiff in die Innenstadt transportiert und von dort weiter mit dem Elektrorad. Es geht aber noch besser: Wie wäre es denn, wenn die Schiffe außerdem vollkommen autonom unterwegs wären?
Wenn das Paket über die Spree kommt

Auf der Spree-Oder-Wasserstraße, wie hier an der Oberbaumbrücke in Berlin, sollen bald autonome Schiffe fahren.
Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbh (BEHALA) realisiert beispielsweise seit 1. Juli 2019 gemeinsam mit der Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam das Konzept „Autonome elektrische Schifffahrt auf Wasserstraßen in Metropolregionen (A-SWARM)“. Klingt zunächst etwas sperrig, ist auch nicht ganz einfach: Um das auch in Deutschland vorhandene Potenzial wirklich nutzen zu können, müssen zunächst kleinere Wasserstraßen nutzbar gemacht werden. Die Spree-Oder-Wasserstraße ist so zum Testfeld von kleinen Binnenschiffen geworden, die ihre Strecke selbst herausfinden können, sich selbst be- und entladen und miteinander kommunizieren können. Getestet wird selbstverständlich auch die Technik für das automatisierte Passieren von Schleusen. Der Versuch soll bis Mitte 2022 relevante Ergebnisse liefern – Ich bin wirklich gespannt!
Ziel ist es, die Binnenschiffe bis 2033 autonom zu betreiben
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Struktur fördert außerdem derzeit vier Projekte unter dem Motto „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz der Mobilität“. Dazu zählt „AutonomSOW“ vom Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen e.V. sowie Partnern aus der Wissenschaft und Industrie. Ziel ist es, die Binnenschiffe bis zum Jahr 2033 autonom zu betreiben. Auch dieses Projekt wird auf der Spree-Oder-Wasserstraße umgesetzt. Warum? Zum einen wegen der Nähe zur Bundeshauptstadt Berlin. Zum anderen ist der Binnenverkehr bis jetzt dort noch überschaubar. Bereits im nächsten Jahr sollen die entwickelten Technologien, Systeme und Regeln ein teilautomatisiertes Fahren ermöglichen. 2022 erfolgt dann der nächste Schritt: Die Binnenschifffahrt funktioniert automatisiert, der Mensch greift nur noch bei Bedarf ein. Wird die Besatzung zunächst unterstützt, werden in der Zukunft immer mehr Aufgaben von der Technik übernommen und effizient geregelt.
Gelingt es, den Transportverkehr von den Straßen in automatisierter Form auf das Wasser zu bringen, werden die ohnehin schon vollgestopften Straßen deutlich entlastet – insbesondere in den Innenstädten. Im Hinblick auf die Emissionen punktet der Verkehr auf den Wasserstraßen, denn die sind bei Binnenschiffen im Vergleich mit dem LKW-Transport sehr viel geringer. Das ist auch gut für das Klima.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.