
Der neue Wasserstoff-Lkw Nikola TRE wir in Zusammenarbeit mit IVECO in Ulm gebaut (Bildquelle: IVECO)
Baden Württemberg – die Heimat von Porsche und Mercedes. Aber auch das Land der Tüftler wie Conrad Dietrich Magirus. Zwar hat der Ulmer Feuerwehr-Kommandant und Erfinder der fahrbaren Feuerleiter die Gründung der Marke Iveco nicht mehr mitbekommen, was aber aktuell in seiner Heimatstadt entsteht, dürfte ihm gefallen: An genau der Stelle, an der vor knapp zehn Jahren die Lkw-Montage des Iveco Stralis endete, wird künftig der batterieelektrisch und brennstoffzellenbetriebene Schwerlaster Nikola Tre gebaut. Dafür entsteht derzeit für 40 Millionen Euro eine komplett neue Montagelinie. Die im Musterbau der Versuchsabteilung entwickelten Prototypen sollen noch in diesem Jahr ihre ersten Kilometer auf den Tacho bringen.
Wasserstoff-Lkw: Joint Venture sichert Kapital
Möglich macht dies ein Joint Venture von Iveco, FPT Industrial, CNH Industrial N.V. sowie Nikola Motor Company. Nach einer Fusion mit der bereits börsennotierten Beteiligungsfirma VectoIQ hat Nikola nun auch den Sprung an die Börse geschafft und damit 700 Millionen Dollar eingenommen. Dies zeigt deutlich, dass der Antrieb mit Elektrotechnik, Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellen von Anlegern ernst genommen wird und Zukunft hat. Schließlich kann die Emissionsneutralität von Schwerlastwagen in Europa durch die Einführung der Brennstoffzellentechnologie sehr viel schneller erreicht werden.
Zeitplan für Produktion wird eingehalten – trotz Corona
Dem straffen Zeitplan konnte selbst die Corona-Krise nicht anhaben: Der Produktionsstart des batterieelektrisch betriebenen Nikola Tre ist für das erste Quartal 2021 vorgesehen. Die modularen und skalierbaren Batterien haben eine Kapazität von bis zu 720 kWh bei einer maximalen Dauerleistung von maximal 480 kW. Im Jahr 2022 soll dieses Modell dann in Serie von Band gehen. Auf derselben Plattform wird die Brennstoffzellen-Version gebaut. Auch diese geht schon 2021 in die Testphase und nimmt in dieser an dem von der Europäischen Union geförderten Projekt H2Haul teil. Die Markteinführung ist für 2023 geplant, im Jahr 2024 wir der Brennstoffzellen-Lkw Nikola Tre dann in Serie gebaut.
Partnerschaften mit Zukunft
Die Zusammenarbeit zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, emissionsfreie Schwerlastwagen zu entwickeln und auf die Straße zu bringen. Das sollte von anderen Unternehmen dringend nachgeahmt werden. Jeder Partner bringt dabei seine Fachkenntnisse ein – auch über Kontinente hinweg. So arbeiten die Entwickler in Ulm transatlantisch mit den Experten von Nikola an der Integration aller Systemkomponenten. Ein weiterer Vorteil: Das Risiko wird von mehreren Schultern getragen. Natürlich braucht es neben der Expertise und dem nötigen Kapital vielleicht auch eine Prise Mut. Aber ohne den würde die Drehleiter des Pioniers Magirus wohl immer noch von Pferden zum Brand gezogen werden – glücklicherweise haben wir das Zeitalter längst hinter uns.
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