Woche des Wasserstoffs NRW 2019 (Bildquelle: H2.LIVE)

Sie ist schneller vollgetankt, besitzt eine höhere Reichweite und ihr ökologischer Fußabdruck ist um einiges kleiner als der des Batterieantriebs. In der Logistikbranche gilt sie als vielversprechendste Alternative zu fossilen Brennstoffen. Doch während sich ihr Kollege immer größer werdender Beliebtheit erfreut, kommt sie selbst nicht so richtig in Fahrt. Die Rede ist von der Wasserstoff-Brennstoffzelle.

Dieser Artikel liefert eine Übersicht darüber, wo der Wasserstoff herkommt, was man für ihn bezahlt, auf welchem Stand die Infrastruktur in Deutschland ist und wie die Logistikbranche sich der Thematik angenommen hat.

Welche Standorte sich für die Wasserstoffproduktion eignen

Die Wasserstoffproduktion eignet sich dort, wo erneuerbare Energie wie Windkraft im Überschuss vorhanden ist. Insbesondere ist dies aufgrund fehlender industrieller Abnehmer in Ostdeutschland der Fall. Diesbezüglich ist allen voran das Wasserstoff Energiecluster Mecklenburg-Vorpommern zu erwähnen. Die Erzeugerregion für grünen Strom ist die wichtigste im gesamten Bundesgebiet. Hier wird teilweise sogar das Dreifache an Strom hergestellt, als überhaupt verbraucht werden kann. Folglich ist für die Herstellung klimaneutralen, „grünen“ Wasserstoffs genug Strom vorhanden. Ziel ist es bestehendes Fachwissen zu nutzen und vom Komponentenhersteller bis zum Endkunden alle Akteure der Wertschöpfungskette zusammenzubringen. Unter Einbeziehung politischer Entscheidungsträger und in Zusammenarbeit unter anderem mit Forschungsinstituten und Kommunen soll Wasserstoff als Energieträger marktfähig gemacht werden.

Erzeugung, Transport, Nutzung und Weiterverwendung von Wasserstoff werden durch die nationale Wasserstoffstrategie gefördert. Entsprechende Programme des Bundesverkehrs- und des Bundesumweltministeriums im Bereich nachhaltiger Mobilität werden von der NOW GmbH koordiniert.

Mit welchen Kosten beim Tanken zu rechnen ist

H2-Tankstelle Rostock (Bildquelle: H2.LIVE)

Wenn Sie ein Wasserstoffauto ihr Eigen nennen, besitzen Sie einen von rund 1350 in Deutschland zugelassenen Wasserstoff-PKW. Die Kosten für den Betrieb dieses Fahrzeugs ähneln denen eines Diesels. Nehmen wir den mit einer Brennstoffzelle ausgestatteten Toyota Mirai mit 650 Kilometer Reichweite als Bezugsquelle: Ein Kilogramm Wasserstoff kostet 9,50 Euro. Das sind bei einem Verbrauch von 0,75 Kilogramm auf 100 Kilometer rund 7,12 Euro. Zum Vergleich: Ein mit Verbrennungsmotor ausgestatteter VW Golf 7 TDI kostet auf 100 Kilometer, bei einem momentanen Dieselpreis von rund 1,58 Euro und einem Verbrauch von gut 5,6 Litern, rund 8,85 Euro. Die Kosten für das Betanken sind bei momentaner Marktlage vergleichbar. Auch in der Dauer des Tankvorgangs kommen Wasserstoff-PKW einem Verbrenner sehr nah: Rund drei Minuten dauert es, ein solches Auto vollzutanken. Doch wer tanken will, sollte wissen wo. Denn in Deutschland gibt es gerade einmal 91 Tankstellen für Wasserstofffahrzeuge, 17 weitere sind in Planung.

Wasserstoff als Lösung für den Güterverkehr?

FAUN Müllentsorger in Duisburg (Bildquelle: H2.LIVE)

Möchte man den Transportsektor langfristig klimaneutral gestalten, herrscht dringender Handlungsbedarf. In Fachkreisen wird vor allem für den Fernverkehr ein Teil der Lösung in der Wasserstoff-Brennstoffzelle gesehen. Während ein Batterie-Antrieb derzeit aufgrund des Batteriegewichts für die meisten LKW-Sattelzüge mit bis zu 40 Tonnen zu groß, zu schwer und zu teuer ist und vor allem nicht die nötige Reichweite besitzt, gilt der Brennstoffzellenantrieb als vielversprechende Alternative. Ausgerufenes Ziel eines 62 Unternehmen starken Konsortiums, bestehend aus LKW-Herstellern, Zulieferern, Energieversogern und Logistikbetrieben, ist es, bis zum Jahr 2030 europaweit 100.000 Wasserstoff-LKW auf die Straßen zu bringen und dafür knapp 1.500 Tankstellen zu errichten. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung braucht es allein in Deutschland 140 dieser Tankstellen für LKW, um ein flächendeckendes Netz zu gewährleisten. Wermutstropfen: Ein Großteil der bereits vorhandenen Wasserstofftankstellen eigenen sich aufgrund der 700-Bar-Technik nicht für LKW.

Dennoch gibt es bereits Wasserstoff-LKW. In Bremen beispielsweise wird seit August letzten Jahres der Müll von zwei mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen der Bremer Stadtreinigung abgeholt. Die auf den Namen Bluepower getauften Spezialfahrzeuge der Firma Faun auf Basis des Mercedes Econic sind aufgrund noch sehr neuartiger Technik im Moment noch wesentlich teurer als vergleichbare Fahrzeuge. 80 Prozent der Mehrkosten können allerdings aus dem 6,6 Milliarden Euro großen Förderprogramm für Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (KsNI) der Bundesregierung bezuschusst werden. Das Ziel des norddeutschen Unternehmens ist es, ihren Kunden mit den angebotenen Wasserstoff-LKW eine emissionsfreie Müllentsorgung zu ermöglichen.

Wie Hyundai den Markt unter Druck setzt

Auch Hyundai ist in Europa bereits mit rund 50 Serien-LKW auf den Straßen unterwegs. Der Fahrzeughersteller hat im Rahmen eines Pilotversuchs in der Schweiz den LKW der Marke Xcient Fuel Cell mit einer Reichweite von rund 400 Kilometern getestet – mit Erfolg. Denn mittlerweile ist der Truck für diverse Speditionen sowie die Handelsketten Coop und Migros im täglichen Einsatz. Bis 2025 sollen 1.600 LKW in Europa zugelassen sein. Laut Hyundai ist der Truck der erste in Serie gefertigte Brennstoffzellen-LKW der Welt. In Asien wird er bereits seit Jahren eingesetzt. Der Vorsprung der Koreaner ist groß. So planen andere Hersteller, die an der Wasserstoff-Technologie tüfteln, den Markteinstieg erst ab 2025. Ein Grund dafür dürfte das mäßig ausgebaute Wasserstofftankstellennetz sein.

Der neue Wasserstoff-Lkw Nikola TRE wir in Zusammenarbeit mit IVECO in Ulm gebaut (Bildquelle: IVECO)

Zudem setzt das US-Startup Nikola die Wettbewerber unter Druck. Zusammen mit dem italienischen Partner Iveco arbeitet das Unternehmen am Brennstoffzellen-LKW Nikola TRE. Dieser soll nach Angaben des Unternehmens schon 2023 vom Band rollen. Der Weg, den Nikola einschlägt, ähnelt dem des US-Giganten Tesla: Seit diesem Jahr produziert Nikola in Ulm bei Iveco – und damit an einem Produktionsstandort direkt im künftigen Absatzmarkt Deutschland.

 

 

Wo kommt der Wasserstoff für die Brennstoffzelle her? Auch Wasserstofffahrzeuge werden elektrisch angetrieben. Doch anders als bei Elektrofahrzeugen wird der Strom beim Wasserstoffantrieb im Fahrzeug selbst hergestellt. Dort reagiert der Wasserstoff in der Brennstoffzelle unter Zugabe von Sauerstoff zu Wasserdampf. Dabei entsteht elektrische Energie. Diese wird genutzt, um das Fahrzeug anzutreiben. Aus dem Auspuff kommt am Ende nur der zu Wasser gewordene Wasserdampf. Dieser Prozess ist absolut klimaneutral und schadstofffrei. Auch die Herstellung des Gases kann klimaneutral realisiert werden. Zum sogenannten „grünen Wasserstoff“ trägt aus erneuerbaren Ressourcen gewonnener Strom bei. Dieser wird zum Beispiel aus Wind- oder Wasserkraft generiert. In Elektrolyseanlagen wird durch Zufuhr des Stroms 2 x H2O (Wasser) zu O2 (Sauerstoff) und 2 x H2 (Wasserstoff) gespalten. Zu diesem Zweck baut zum Beispiel Siemens in Bayern eine der größten Elektrolyseanlagen in Deutschland. Dort sollen allein in der ersten Ausbauphase 900 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugt werden.