Präsentation von Lastenrädern auf der Pressekonferenz 2019 des KoMoDo Projekts in Berlin (Bildquelle: Bruno Lukas)

Verstopfte Innenstädte, zugeparkte Straßen und verpestete Luft – je mehr Lieferdienste sich in die deutschen Innenstädte drängen, um so größer wird die Zustellproblematik und um so schlechter die Lebensqualität. Laut des Bundesverbandes Paket & Express Logistik (BIEK) stellen an einem normalen Werktag in Berlin 2500 Lkw 376.000 Pakete zu – Tendenz steigend. Um diesem Trend entgegenzuwirken, haben sich die fünf größten Paketdienstleister in einem Pilotprojekt zusammengeschlossen. Das Projekt wird als Forschungsvorhaben vom Bundesumweltamt gefördert und firmiert unter dem Kürzel KoMoDo – Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express-, Paket-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lasträdern in Berlin.

Im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg liefern die KEP-Dienstleister seit rund einem Jahr Pakete auf der letzten Meile mit Lastenrädern aus. Nach mittlerweile mehr als 38.000 auf dem Lastenrad zurückgelegten Kilometern und 160.000 zugestellten Paketen, ziehen alle Projektbeteiligten ein positives Fazit. Das Projekt wird nach dessen ursprünglich geplantem Ende am 1. Juli noch mindestens weitere sechs Monate fortgesetzt. Darüber hinaus sucht die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz auf der Grundlage der Projektergebnisse gemeinsam mit den Bezirken und der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (BEHALA) nach geeigneten Standorten für weitere Mikrodepots in Berlin.

Projekt wird fortgesetzt

Das Prinzip ist denkbar einfach. DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS nutzen an der Eberswalder Straße gemeinsam einen Umschlagplatz. Jedes Unternehmen hat dort ein eigenes Mikro-Depot, das auch eigenständig von Dienstleistern mit Lieferwagen befüllt wird. Anschließend bringen die Zusteller die Sendungen auf der „letzten Meile“ der Lieferkette mit Lastenrädern zum Kunden – jedes Unternehmen weiterhin für sich. Der Vorteil: Die Pakete kommen sauber, sicher, leise und klimafreundlich an. Feinstaub und in der zweiten Reihe parkende, klobige Lieferwagen sind mit den schlanken Lastenrädern passé. Allerdings ist die Nutzlast der Cargobikes auch deutlich geringer, die Reichweite kürzer und das Rad im Verhältnis noch sehr teuer. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fahrermangels bei Paketzustellern rücken die Lastenfahrräder allerdings in den Fokus, weil Zusteller dafür keinen Führerschein benötigen.

„Die Zustellung mit Lastenrädern wird zukünftig ein wichtiger Baustein werden“

Lasternrad im Einsatz in Berlin (Bildquelle: Nina von Imhoff)

Ziel von KoMoDo ist es, nachhaltige Lösungen für den Lieferverkehr in städtischen Gebieten zu entwickeln und zu erproben. Die Senatsverwaltung für Verkehr hat die Dienstleister ins Boot geholt, die LogisticNetwork Consulting GmbH (LNC) koordiniert das Projekt. Als neutraler Betreiber fungiert die BEHALA. Sie stellt den Mikro-Depotstandort und die Infrastruktur, bestehend aus 20 Containern inklusive der technischen Ausstattung, zur Verfügung. „Das Ziel des Projektes war nicht, eine finale Lösung zu präsentieren. Es sollte ein erster Schritt sein, um zu zeigen, dass es geht“, sagt Andreas Weber, Senior Consultant beim Projektkoordinator LNC. Es geht darum, nachhaltige Lösungen für den Lieferverkehr in städtischen Gebieten zu erproben und auch für andere Kommunen übertragbare Lösungen zu entwickeln.

Der Praxistest hat zum einen gezeigt, dass vor allem in Gebieten mit einer hohen Empfängerdichte und einer für Lastenräder geeignete Sendungsstruktur Mikrodepots und Lastenräder effizient eingesetzt werden können. Zum anderen, dass der Einsatz von Lastenrädern auf der letzten Meile umweltfreundlich ist, da Fahrten mit konventionellen Lieferfahrzeugen ersetzte werden. Die Zusteller verwendetet die überwiegend elektrisch unterstützten Lastenräder in einem Radius von bis zu drei Kilometern um den Standort. Dadurch fuhren sie lokal emissionsfrei und sparten elf Tonnen Kohlenstoffdioxid im Vergleich zu konventionellen Zustellfahrzeugen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten die Paketdienstleister zusammenzubringen, sei die Zusammenarbeit nun gut. „Wir haben gelernt, dass die Zustellung mit Lastenrädern trotz des Wettbewerbs, eine ernsthafte Alternative ist, um den Verkehr zu entlasten“, sagt Weber, der jedoch auch die Erfahrung machte, dass die Rangierfläche im Mikrodepot zu klein ist. Darüber ob diese Form der Zustellung Paketsendungen teurer machen, gibt es noch keine Erkentnisse.

Für die ausgebildete Redakteurin Nina von Imhoff sind logistische Prozesse und die Technik, die dahinter steckt, nicht so selbstverständlich wie sie meistens wahrgenommen werden. Vor allem vor dem Hintergrund der zunehmenden Verstopfung der Innenstädte sind deshalb nachhaltige Lösungen gefragt. Deren Umsetzung auf der "letzten Meile" und die sich ständig wandelnde Branche sind für die PR-Beraterin in der Logistikbranche spannende Themen, bei denen es sich lohnt genauer hinzusehen und sie zu hinterfragen.