
Die Iveco-Zugmaschine der Roll-Safe GmbH fährt mit umweltfreundlichem LNG. (Quelle: Roll-Safe GmbH)
Rund 3,1 Millionen Lastkraftwagen und knapp 220.000 Sattelzugmaschinen sind in Deutschland zugelassen, über 95 Prozent von ihnen werden mit Diesel angetrieben (Stand 1. Januar 2019). Vor dem Hintergrund der zahlreichen Klimaschutz-Programme rund um den Globus werden im Bereich Nutzfahrzeuge also dringend praxistaugliche Lösungen für einen nachhaltigen Güterverkehr benötigt. So viel vorweg: Die „eine“ komplett abgasfreie Alternative gibt es leider nicht – aber je nach Einsatzgebiet sehr gute Möglichkeiten, CO2-Emissionen zumindest zu verringern. Dazu gehört Liquefied Natural Gas (LNG), also Flüssig-Erdgas.
LNG: Flüssigerdgas reduziert CO2-Emissionen
Nach zahlreichen Diskussionen mit Ingenieuren auf Seiten der Nutzfahrzeughersteller muss auch ich eingestehen, dass die Elektromobilität (derzeit) im Güterfernverkehr nicht wirklich sinnvoll ist. Die schweren Batterien kosten wichtige Nutzlast, die Ladezeiten sind nicht kompatibel mit dem europäischen Fernverkehr und wenn man die Parkplatzsituation an deutschen Autobahnen betrachtet: Wo sollen die Lkw während des Ladevorgangs denn stehen? Im Stadtverkehr, auf der sogenannten „letzten Meile“, funktioniert E-Mobilität hingegen mittlerweile hervorragend. Um Wasserstoff als Antrieb nutzen zu können, ist noch einiges an Entwicklungsarbeit – zumindest in Deutschland – nötig. Also doch weiter auf den Diesel setzen? Nein! Lkw mit Methan-Motor stellen eine vernünftige Brückentechnologie dar. Ganz gleich, ob Compressed Natural Gas (CNG) oder Liquefied Natural Gas (LNG) getankt wird: Der CO2-Ausstoß kann um bis zu 20 Prozent verringert werden. Eine noch bessere Klimabilanz hat Biomethan. Denn dann sind bis zu 90 Prozent weniger Emissionen möglich.
Finanzielle Vorteile der Gasmotoren
Zwar handelt es sich bei Erdgas auch um einen fossilen Brennstoff, jedoch bietet dieser Transportunternehmen zahlreiche Vorteile – alleine schon bei den kontinuierlichen Kosten. Bislang der „günstige“ Kraftstoff, hat der Diesel dieses Attribut nach den letzten Preisexplosionen wohl endgültig verloren. Erdgas hingegen war schon immer preiswerter als Diesel und da der Energieinhalt im Vergleich höher ist, sinkt zudem auch noch der tatsächliche Verbrauch. Bei einer monatlichen Fahrleistung von rund 10.000 Kilometern, können im Vergleich zum Diesel zwischen 500 und 600 Euro eingespart werden. Bis zum 31. Dezember 2020 sind gasbetriebene Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen außerdem grundsätzlich von der Maut befreit. Danach gibt es für diese Fahrzeuge eine Mautreduzierung. Ein weiterer Kostenpunkt in einem Fuhrpark ist die Kfz-Steuer. Für Erdgasfahrzeuge gibt es eine deutlich spürbare Steuerermäßigung. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Staat die Anschaffung eines erdgasbetriebenen Lkw mit Förderungen unterstützt, amortisieren sich die zwischen 20 und 35 Prozent höheren Anschaffungskosten relativ schnell.

Präsentation eines Iveco LNG Lkw beim Forum Grüne Logistik von Bodan – rechts im Bild: Winfried Hermann, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg (Bildquelle: Bruno Lukas)
LNG-Lkw: Die Performance stimmt
In der Regel arbeiten Gasmotoren nach dem Prinzip des Ottomotors und stehen dem Dieselmotor in nichts nach – weder bei der Leistungsfähigkeit noch beim Fahrverhalten. Auch die Reichweiten von bis zu 1.100 Kilometern bei Sattelzügen und 1.600 Kilometern bei Fahrgestellen können sich sehen lassen. Sind dieselbetriebene Lkw also nicht zu unterschieden von den gasbetriebenen Modellen? In einem Punkt bemerkt sogar der Laie, dass hier etwas anders ist: Gas-Lkw sind mit einer Geräuschentwicklung von 72 dB (A) deutlich leiser. Perfekt also für den Verteilerverkehr in Citylagen. Ach ja, an Fahrverbote in den Innenstadtbereichen wegen zu hoher Stickoxidbelastung muss sich der Fahrer eines Gas-Lkw auch nicht kümmern.
Tanksituation ausbaufähig – neue LNG-Tankstellen im Bau
Der Tankvorgang selbst dauert nicht länger als an der Zapfsäule für Diesel, der Fahrer eines LNG-Lkw muss jedoch einige Sicherheitsbestimmungen beachten. Er trägt beim Tanken einen Schutzhelm und Handschuhe, da er sich sonst an dem minus 130 bis 140 Grad kaltem Flüssigerdgas böse Kälteverbrennungen zuziehen könnte. Das Tankstellennetz sieht auf den ersten Blick ganz akzeptabel aus, bei näherer Betrachtung war ich dann doch enttäuscht – irgendwas ist ja immer. Deutschlandweit gibt es fast 900 CNG-Tankstellen, knapp 90 davon eignen sich auch für Lkw. Die Suche nach LNG-Tankstellen ist dann doch recht schnell beendet: Sechs Stück sind derzeit in der gesamten Bundesrepublik in Betrieb! Unsere europäischen Nachbarn wie England, Frankreich, Italien oder die Niederlande sind uns da mit über 20 Stationen pro Land mehr als eine Nasenlänge voraus. Immerhin sollen bis Ende 2020 weitere 30 bis 40 neue an den Hauptverkehrsadern hinzukommen. Dann hoffen wir mal. Solange schaue ich mir einfach mal an, wie weit die LNG-Tankstation ist, die gerade im Ulmer Industriegebiet gebaut wird.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.