Die Rechnung geht nicht auf: Laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik Entsorgung (BGL) sind auf den Straßen der Bundesrepublik etwa 500.000 einheimische Lastwagen und mindestens 300.000 aus dem Ausland unterwegs. Den Fahrern stehen jedoch deutschlandweit nur rund 51.000 Lkw-Parkplätze auf Rastanlagen entlang der Autobahnen zur Verfügung. So kommt es, dass Fahrer oft stundenlang erfolglos nach einem Stellplatz suchen, da die Raststätten völlig überfüllt sind. Die Fahrer sind zudem dem ständigen Druck ausgesetzt, die gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeiten nicht zu überschreiten. Am Ende parken sie im schlimmsten Fall in Parkplatzeinfahrten, auf dem Standstreifen der Autobahn – was bereits zu fatalen Unfällen geführt hat – in Wohngebieten oder im Wald, ohne Infrastruktur und Schutz vor Ladungskriminalität.
Bundesweit fehlen 35.000 bis 40.000 Lkw-Parkplätze

Realität in Deutschland: Ein überfüllter Lkw-Parkplatz an der A9.
Das Problem ist bekannt. Seit Jahren weist der BGL jedoch erfolglos darauf hin, dass bundesweit 35.000 bis 40.000 Lkw-Stellplätze fehlen. Das Verkehrsministerium, scheint es, kämpft auf verlorenem Posten. Seit 2010 sind laut Bund nur 15.000 neue Stellplätze entstanden. Dieses magere Ergebnis ist aber nicht nur die Folge leidvoller Kostendebatten oder langjähriger Planungsphasen. Hinzu kommt der manchmal erbitterte Widerstand der Bevölkerung: Als beispielsweise die Rastanlage „Am Hockenheimring West“ Pläne zum Ausbau der Lkw-Parkplätze vorlegte, bildeten sich innerhalb kürzester Zeit Bürgerinitiativen gegen das Projekt. Der Grund: Den Stellplätzen würde ein nicht gerade kleines Areal des Stadtwaldes zum Opfer fallen.
40 Speditionen in Niedersachsen öffnen ihre Betriebshöfe
Eine Lösung ist also nicht in Sicht – oder doch? Der Verkehrsminister des Landes Niedersachen, Bernd Althusmann (CDU), hat nun ein Projekt vorgestellt, das sich ganz pragmatisch dem Thema annimmt: 40 Speditionen öffnen künftig ihre Betriebshöfe – inklusive Sanitäranlagen – für andere Speditionen. Auf diese Weise sollen bis zum nächsten Jahr 400 zusätzliche Lkw-Parkplätze entstehen. Initiator ist der Versicherer für das Straßenverkehrsgewerbe, Kravag. Die bereits bestehende App „Truck Parking“ des Versicherers, mithilfe dieser Fahrer ihre Kollegen auf frei Parkplätze aufmerksam machen können, nimmt die Firmenareale mit auf. Der Plan funktioniert wie folgt: Für das Parken auf dem Firmengelände wird eine kleine Gebühr fällig. Dafür entfällt für die Fahrer die lästige und zeitraubende Parkplatzsuche. Zudem können sie eine intakte Infrastruktur nutzen. Für zusätzliche Sicherheit ist eine Schließtechnik geplant, die dafür sorgen soll, dass nur berechtigte Fahrer Zutritt auf das Firmengelände erhalten.
App integriert Firmenareale der Speditionen
Die Initiative wird vom Land Niedersachsen gefördert. Es wäre wünschenswert, dass weitere Bundesländer und Transportunternehmen sich dieser Initiative anschließen. Die fehlenden 35.000 bis 40.000 Parkplätze werden dadurch selbstverständlich nicht geschaffen, jedoch Hunderten von Fahrern eine entspannte Ruhezeit ermöglicht.
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