
Studie Urban e-Truck – mittlerweile umgesetzt als e-Actros von Daimler (Bildquelle: Bruno Lukas)
Irgendwann wird der Druck der Straße so groß, dass eine Regierung liefern muss, um ihre Handlungsfähigkeit zu beweisen. So geschehen am vergangenen Freitag, den 20. September. An diesem Tag hatte die „Fridays for Future“-Bewegung weltweit zum Protest aufgerufen. Es kamen weltweit 1,5 Millionen Menschen, um für eine bessere Klimapolitik zu demostrieren. Allein in Berlin waren es laut Angaben der Organisatoren 250.000 Menschen, die ihren Unmut über die lasche Klimapolitik der deutschen Regierung äußerten. Die GroKo schien endlich verstanden zu haben, dass sie sich bewegen muss. Sie schnürte in einer nächtlichen Sitzung mit dem „Klimaschutzprogramm 2030“ das bisher größte Klima-Maßnahmenpaket in der Geschichte der Bundesrepublik, um es noch am Tag der Klimademos stolz zu präsentieren. Das Volumen der Klimaschutzmaßnahmen beträgt rund 50 Milliarden Euro. Bringt das Paket auch der Logistik etwas, Stichwort alternative Antriebe wie LNG, Elektro, Brennstoffzelle?
Verkehrssektor muss liefern
Eine Hauptrolle im Klimapaket spielt dabei der Verkehrssektor. Denn dieser gehört zu den größten CO2-Emittenten. Der Personen- und Güterverkehr ist der einizge Sektor, der seit Anfang 1990 nicht nennenswert zur Entlastung des Klimas beigetragen hat. Selbstverständlich hat die Fahrzeugtechnik in Pkw und Lkw in der letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Die große Tragik liegt allerdings in der Tatsache, dass diese technischen Fortschritte durch eine drastische Zunahme des Verkehrs wieder zunichte gemacht wurden. Das Umweltbundesamt fasst in einer nüchternen Mitteilung die durchwachsene Bilanz zusammen: „Pkw und Lkw emittieren heute im Durchschnitt weniger Treibhausgase und Luftschadstoffe als noch 1995. So sanken die kilometerbezogenen bzw. spezifischen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid im Schnitt bei Pkw um 15 Prozent, bei Lkw um 30 Prozent. Weil aber mehr Lkw unterwegs sind, sind die absoluten Kohlendioxid-Emissionen im Straßengüterverkehr heute um 20 Prozent höher als 1995.“

Präsentation eines Iveco LNG Lkw beim Forum Grüne Logistik von Bodan – rechts im Bild: Winfried Hermann, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg (Bildquelle: Bruno Lukas)
Alternative Antriebe: Brennstoffzelle erstmals stärker im Fokus
Damit muss also insbesondere der Verkehrssektor „liefern“, nachdem Energieversorger, Industrie und private Haushalte viel zur Reduktion von Treibhausgasen beigetragen haben. Wo gilt es also anzusetzen? Wir schauen uns mal den Straßenverkehr an, der für die Logistikbranche kritischer ist als die (stagnierende) Güterbahnsektor. In einer Übersicht hat Spiegel online die wichtigsten Vorhaben für den Verkehr zusammengefasst. Ein klarer Schwerpunkt des Klimapakets liegt auf der Förderung für alternative Antriebe. So wird die Föderung von Elektro-Pkw als Dienstwagen bis 2030 verlängert, siehe die Richtlinien der BAFA. Hinzu kommt die finanzielle Förderung von Nutzfahrzeugen durch das Bundesverkehrsministerium. Neu ist die deutliche Aufwertung des Brenstoffzellenantriebs als forderfähige Technologie. Spiegel online berichtet: „Laut dem Klimapaket soll die Anschaffung von Lkw mit alternativen Antrieben einschließlich Wasserstofftechnologien unterstützt werden. In welchem Umfang ist aber noch nicht klar. Demnach soll bis 2030 etwa ein Drittel der Fahrleistung im schweren Güterverkehr elektrisch oder auf Basis strombasierter Kraftstoffe erfolgen.“ Zudem wolle die Regierung „die CO2-abhängige Erhebung der Lkw-Maut zugunsten emissionsärmerer Lkw vorantreiben. So soll ab 2023 ein CO2-Aufschlag bei der Lkw-Maut eingeführt werden.“
Wo bleibt die Förderung für Tank-Infrastruktur?
Die Frage ist, ob diese Fördermaßnahmen allein ausreichen, um alternative Antriebe im Lkw-Sektor entscheidend anzuschieben. Und das nicht nur im kleinen City-Verteilerverkehr, sondern auch im Fernverkehr. Mal davon abgesehen, dass Elektro-Lkw im Schwerlastverkehr derzeit noch nicht wirtschaftlich betrieben werden können, fehlt es schlicht an der nötigen Tank-Infrastruktur. Dies gilt nicht nur für Elektro (noch zuwenig Ladesäulen selbst für Pkw), sondern auch für die Brennstoffzelle und selbst für Gasfahrzeuge. Die immer beliebteren LNG-Antriebe (Flüssiggas) kommen langsam ins Laufen. Sie verfügen zumindest über eine minimale LNG-Grundversorgung. doch von einem bundesweiten, flächendeckenden Netz sind wir noch weit entfernt. Wenn die Bundesregierung also alternative Antriebe auf Fahrzeugebene fördert, sollte sie meiner Meinung nach im selben Atemzug das Versorgungsnetz für Elektro, Gas und Brenstoffzellen-Fahrzeuge fördern. Denn nur Fahrzeug und Netz zusammen führen zu einer Verkehrswende, die bezahlbar ist und den Namen verdient.
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