Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Wie bewegen wir uns zukünftig fort und gibt es ein Allheilmittel für die Mobilität in den kommenden Jahrzehnten? Bei all den Unwägbarkeiten ist eine Verkehrswende dringend notwendig. Zum einen um den drohenden Verkehrskollaps zu verhindern, zum anderen um das Leben in den Städten lebenswert und sauber zu gestalten. Antworten auf die Frage, wie wir das erreichen können, versuchte die an diesem Donnerstag zu Ende gehende Hypermotion in Frankfurt am Main zu finden. Ihr oberstes Ziel: Netzwerken über alle Verkehrsträger hinweg. Dabei zog sich die digitale Transformation als Leitthema durch die Messe.

Lastenräder auf der Hypermotion: Transportmittel der Zukunft? (Bildquelle: Bruno Lukas)
Mobilität der Zukunft – stressfreier, effizienter und umweltverträglicher
Die Mobilität von Morgen sollte stressfreier, effizienter und umweltverträglicher sein. Die Hypermotion bot bereits im dritten Jahr in Folge Innovatoren, Entscheider und Investoren eine Plattform, um sich auszutauschen. Unter dem Frankfurter Messeturm begegneten sich Start-ups, Wissenschaftler, Institutionen und Verbände sowie etablierte Unternehmen. An ihren Ständen zeigten sie unter anderem Lösungen für die Luftreinhaltung in urbanen Räumen, Prototypen für eine nachhaltige Mobilität, Strategien für umweltgerechte Verkehrsflüsse und Logistik sowie innovative Transportlösungen wie das Hyperloop-Konzept oder Drohnentechnologie. Auf Teststrecken konnten Besucher Lastenräder oder Elektroroller selbst ausprobieren. Die Hypermotion bündelte aber auch zahlreiche Fachkonferenzen wie das Hypermotion-Lab, den deutsche Mobilitätskongress und der Supply-Chain-Gipfel Exchainge.
Großstädte sind jahrzehntelang an Menschen vorbei gebaut worden

Architekt Jan Gehl stellt den Mensch in den Mittelpunkt der Stadtplanung. (Bildquelle: Bruno Lukas)
Einer der sich seit Jahrzehnten über eine lebenswerte Infrastruktur in Städten Gedanken macht, ist der dänische Architekt Jan Gehl. Der Stadtplaner aus Kopenhagen legt einen besonderen Fokus auf die Verbesserung der städtebaulichen Infrastruktur und die Optimierung der Lebensqualität der Menschen, insbesondere der Fußgänger, Radfahrer, Senioren und der Familie. Sein Motto: „People First in City Planning“. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass die Großstädte jahrzehntelang an den Menschen vorbeigebaut haben. „Die beherrschenden Paradigmen waren eine modernistische Architektur mit freistehenden Hochhäusern sowie öden Grünflächen und der Autoverkehr“, sagte Gehl. Der Architekt untersucht, wie Metropolen von Ihren Bewohnern genutzt werden und entwickelt auf dieser Basis eine Reihe von Vorschlägen. Nach seinen Vorschlägen wurde die Kopenhagener Innenstadt in den sechziger Jahren umgebaut, sodass sie heute neben Amsterdam zu den radfreundlichsten Metropolen der Welt zählt.
Stadtquartier Heidestraße mit neuem Logistikkonzept
Das Konzept „Eine Stadt neu zu denken“ wird derzeit auch in der Hauptstadt umgesetzt. Nördlich des Berliner Hauptbahnhofs wächst bis 2023 das Stadtquartier Heidestraße zu einem komplett neuen Viertel heran. Die Intention: Es soll analog zur Berliner Kiezkultur eine bunte Mischung aus Wohn- und Bürogebäuden, öffentlichen Straßen und Plätzen entstehen. Um Staus zu vermeiden und eine bessere Luftqualität zu erreichen, kommt in diesem Quartier auch ein neues Logistikkonzept zum Tragen kommen. Urban Hubs, kleine, dezentrale Logistikeinheiten in Neubauten oder Freiflächen sollen dabei helfen. Es geht dabei darum, Serviceleistungen mit einem konkreten Mehrwert anzubieten. Ein Urban Hub kann sieben Tage die Woche, rund um die Uhr geöffnet sein und einen kontinuierlichen Warenein- und -ausgang ermöglichen. Lieferungen können so gebündelt und Transportrouten entlastet werden. „Unser Ziel ist es, Urban Hubs so zu gestalten, dass Lieferungen effizienter, schneller und kostengünstiger erfolgen“, sagte Janine Dietze Head of Logistics beim Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor Drees & Sommer.
Ridesharing als Allheilmittel?

Das Logistiker-Blog-Team von Press’n’Relations Berlin zu Gast auf der Hypermotion: Bruno Lukas und Nina von Imhoff (Bildquelle: Bruno Lukas)
Zum ersten Mal fand in diesem Jahr auch der Deutsche Mobilitätskongress auf der Hypermotion statt. Das Leitthema: „Mobilität in Ballungsräumen – Chancen und Herausforderungen.“ Eine umweltfreundlichere Mobilität kann auch mithilfe einer effizienten Verzahnung des öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit Ridesharing-Diensten erzielt werden. Das Konzept trifft den Zeitgeist unserer Gesellschaft: Das eigene Auto verliert als Statussymbol seine Bedeutung, stattdessen sind jetzt Technologie und Flexibilität gefragt. Dieser Wandel könnte vor allem in großen Städten viele Vorteile mit sich bringen: Wenn genügend Nutzer vom Privatauto umsteigen, würde das eine erhebliche Reduzierung von Emissionen und Staus bedeuten und somit für mehr Lebensqualität im urbanen Raum sorgen. Doch damit die Sharing-Dienste eine konkurrenzfähige Alternative zum Auto werden, muss die Infrastruktur stimmen – nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch in ländlichen Gebieten. Denn für den Erfolg muss das Angebot so attraktiv sein, dass Menschen freiwillig auf ihr Privatauto verzichten und sich für einen flexiblen Verkehrsmittelmix entscheiden.
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