Futuricum E-Zugmaschine (Bildquelle: Bruno Lukas)

Aufgrund der Corona-Krise ist die „Grüne Logistik“, sprich umweltschonende Transporte, etwas in den Hintergrund gerückt. Doch der Güterverkehr in den Städten und auf den Autobahnen nimmt mit den Lockerungen wieder zu. Von Woche zu Woche nähern wir uns dem Normalzustand auf den Straßen. Damit rückt die Emissionsbelastung durch Lkw wieder in den Fokus – und mit ihr die Frage nach Lösungen. Cargo-Bikes, Elektro-Transporter und leichte E-Lkw sind bereits als Teil einer Lösung in vielen Städten unterwegs. Ihr massenhafter Einsatz steht und fällt jedoch mit einer gezielten staatlichen Förderung. Denn wirtschaftlich rechnen sich bisher noch die wenigsten Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Wir geben hier einen Überblick – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die drängendste Frage derzeit ist, wie stark die Corona-Krise sich auf Industrie, Handel und damit auch auf die Logistik auswirkt. Einerseits bremst die Krise die Investitionsbereitschaft, auf der anderen Seite zeigt die deutsche Regierung eine große Bereitschaft, die Wirtschaft zu fördern und zu stützen. Im Gespräch sind unter anderem auch Auto-Kaufprämien, um die gewerblichen und privaten Käufe wieder anzukurbeln.

Alternative Antriebe: Umweltbonus und großes E-Fahrzeug-Angebot im 3,5 Tonnen Segment

Renault Master Z.E., Elektro-Kühlfahrzeug mit elektrischer E-200 Kühlmaschine von Thermo King, Kühlausbau von Fröhlich Kühlfahrzeuge (Bildquelle: Bruno Lukas)

Im Fahrzeug-Segment bis 3,5 Tonnen ist der sogenannte „Umweltbonus“ noch bis Ende 2020 verfügbar. Der Bundesverband e-Mobilität (BEM) verweist auf derzeit laufende Beratungen und verlinkt auch zum Info-Portal von Ecomento Zitat: „Der Umweltbonus beträgt für reine Batterieelektrofahrzeuge und Brennstoffzellenfahrzeuge 4000 Euro und für von außen aufladbare Plug-in-Hybride 3000 Euro. Der Bundesanteil am Umweltbonus beträgt für reine Batterieelektrofahrzeuge und Brennstoffzellenfahrzeuge 2000 Euro und für Plug-in-Hybride 1500 Euro.“

Der Markt für die klassischen 3,5 Tonnen-Transporter für die letzte Meile bietet mittlerweils das größte Angebot an Elektro-Nutzfahrzeugen. Renault hat mit dem Master sogar einen E-Transporter im Angebot, der eine Brennstoffzelle als Range Extender nutzt. Hier gibt es auch eine Übersicht zu verfügbaren Elektro-Transportern.

Schwere Lkw ab 7,5 Tonnen: Gas und Elektro, perspektivisch Wasserstoff

Scania Zugmaschine mit LNG-Antrieb (Flüssigerdgas) (Bildquelle: Bruno Lukas)

Bei den Schwerlast-Lkw ab 7,5 Tonnen aufwärts sind serienreife Lkw mit alternativen Antrieben mit Ausnahme der Gas-Lkw noch selten käuflich zu erwerben. Die wichtigsten alternativen Antriebe sind Gas (LNG und CNG), Elektro (für leichte Verteiler-Lkw) und für den Fernverkehr mittelfristig Wasserstoff. Mercedes hat mit seinem Elektro-Lkw „E-Actros“ einen – durchaus erfolgreichen – Pilotversuch mit Großkunden laufen, ebenso lässt MAN seine E-Lkw der Baureihe TGE testen. Wechselwillige Nutzfahrzeugbetreiber werden eher bei den kleineren Herstellern wie Orten, Framo oder E-Force One fündig – oder eben bei außereuropäischen Herstellern wie Hyundai (mit einem Projekt in der Schweiz), Toyota oder Nikola. Letzterer Hersteller hat kürzlich eine Kooperation mit IVECO bekannt gegeben, in deren Rahmen ab Ende 2021 der Wasserstoff-Lkw Nikola TRE am traditionsreichen Nutzfahrzeugstandort im schwäbischen Ulm gebaut werden soll – H2-Zukunftstechnologie „Made in Germany“. Und im April haben Daimler und Volvo bekannt gegeben, dass sie bei der Entwicklung der Lkw-Brennstoffzellen-Technik zusammenarbeiten wollen.

Zur Frage der staatlichen Förderung geben die deutschen Logistik-Bundesverbände in einer gemeinsamen Stellungnahme einen Überblick über die Förderkulisse – verbunden mit der Forderung nach einer klaren „Förderstrategie 2030“ für energieeffiziente Lkw“: Hier ein Auszug (Quelle: www.bgl-ev.de):

  • Steuerbegünstigung von CNG und LNG Energiesteuerbegünstigungen für beide Sorten von Erdgas bis Ende 2026
  • Befreiung von Lkw-Maut. Mit CNG und LNG betriebene Lkw werden bis Ende 2023 von der Maut komplett befreit – die Förderung wurde erst kürzlich verlängert, siehe DVZ Artikel hier;
  • Mautharmonisierung/Direktförderung der Anschaffung und Umrüstung von Lkw. Für die Anschaffung und Umrüstung von Lkw ab 7,5 t zGM können unter bestimmten Voraussetzungen als Teil der Mautharmonisierung Zuschüsse gewährt werden.

Fazit: Elektro ist City-tauglich, Fernverkehr mit Gas und mittelfristig Wasserstoff

Mein persönliches Fazit: Elektro-Transporter und E-Lkw werden sich im City-Verteilerverkehr mittelfristig durchsetzen – staatliche Förderung für die kommenden drei bis fünf Jahre „Hochlaufzeit“ vorausgesetzt. Für die City sind zudem E-Cargobikes, kombiniert mit einem Micro-Hub auf der letzten Meile, eine weitere umweltschonende Alternative. Für den schweren Lkw im Fernverkehr eignen sich LNG- und CNG-Gasantriebe als Brückentechnologie. Mittel- bis langfristig führt im Fernverkehr meiner Meinung nach jedoch kein Weg am Wasserstoff-Lkw vorbei. Große Player unter den Hersteller wie Hyundai, Toyota und Nikola zeigen mit ihren Projekten, dass dieser Markt durchaus viel Potenzial hat. Hoffnungsvoll ist auch die geplante Kooperation von Volvo und Daimler beim Brenstoffzellen-Lkw.

Und auch die Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt: Immerhin gab Wirtschaftsminister Peter Altmeier noch im Februar 2020 bekannt, dass sein Ministerium zu einer umfangreichen Förderung der H2-Technologie bereit ist – laut Berechnungen mehrerer Fachmedien summiert sich das geplante Förderbudget auf bis zu 900 Millionen Euro. Doch diese Berechnung war vor Ausbruch der Corona-Krise in Europa. Abwarten, welches Fördergeld für alternative Lkw-Antriebe bereitstehen, sobald die Krise überstanden ist. Eines steht fest: Auch nach Corona wird ein emissionsarmer Güterverkehr gebraucht – mehr denn je. Hoffen wir das Beste.