
Wie gewonnen, so zerronnen: Ein Großteil der Berliner Pop-up-Radwege muss wieder abgebaut werden. (Bildquelle: Nina von Imhoff)
Wie gewonnen, so zerronnen. In meinem Beitrag auf blog’n‘relations von Juni dieses Jahres habe ich über die in der Corona-Krise neu geschaffenen Pop-up-Radwege in Berlin berichtet. Sie gehören bald schon wieder der Vergangenheit an. Das Berliner Verwaltungsgericht hat „ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit“ dieser temporären Wege. Die Voraussetzungen für die Einrichtung in der Corona-Pandemie hätten nicht vorgelegen. Nun muss zumindest ein Großteil der Schilder und gelben Markierungen wieder abgebaut werden.
Ein Widerspruch zum Berliner Mobilitätsgesetz
Das Urteil steht im Widerspruch zum Berliner Mobilitätsgesetz, das seit 2018 die Bevorzugung des Radverkehrs im Vergleich zum Pkw-Verkehr vorsieht. Ist es auch gleichbedeutend mit dem Ende der Verkehrswende in der Hauptstadt? Ich meine nicht, da sich der Beschluss nicht gegen die Errichtung von Radwegen im Allgemeinen richtet, sondern nur die fehlende verkehrsrechtliche Begründung dafür moniert. Problematisch war vor allem die Begründung des Senats, die Notwendigkeit mit der Corona-Pandemie zu rechtfertigen und nicht mit der Gefahr für Zweiradfahrer.
Cargobikes benötigen eine vernünftige Infrastruktur
Dennoch ist die Entscheidung erstmal ein Rückschritt. Wir im Berliner Büro von Press’n’Relations beschäftigen uns in der Logistik-PR sehr viel mit der „letzten Meile“ und unterstützen auch Cargobike-Hersteller. Diese benötigen in den Innenstädten vor allem eine vernünftige Infrastruktur und Platz für Mikrodepots. Lastenräder haben in Städten vor allem den Vorteil, dass sie schnell, leise und emissionsfrei bequem an Staus vorbeifahren können. Im Gegensatz zu Elektrotransportern sind sie schlank, dürfen auf Radwegen fahren und verstopfen nicht die Innenstädte. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist auch, dass Lastenräder Einbahnstraßen in beiden Richtungen befahren können. Auch die Parkplatzproblematik, mit der viele Lieferwagen aufgrund von fehlenden Ladezonen zu kämpfen haben, wird entschärft.

Für Lastenräder braucht es eine deutlich bessere Infrastruktur. (Bildquelle: Bruno Lukas)
Radwege müssen mit einem Konzept verbunden sein
Gegen die Berliner Pop-up-Radwege hatten sich vor allem die Unternehmen ausgesprochen, da der Einführung zahlreiche Lieferzonen zum Opfern gefallen waren. Viele Geschäfte konnten nicht mehr angefahren werden. Keine Frage – für Pkw-Pendler und die City-Logistik mit herkömmlich angetriebenen Lkw waren die temporären Radwege ein Hindernis. Dies hätte jedoch nicht sein müssen. Wenn die Radwege mit einem sinnvollen Konzept für Mikro-Depots und fest definierten Ladezonen verbunden gewesen wären, hätten sie für fast alle Verkehrsteilnehmer nur Vorteile gehabt. In unserer täglichen PR-Arbeit sehen wir immer wieder, wie wichtig und hilfreich solche durchdachten Konzepte sind. Beispiel aus anderen Städten wie Hamburg und München, wo die Pop-up-Radwege nicht wieder abgebaut werden müssen und dauerhaft in die Infrastruktur integriert werden, zeigen, dass solche Konzepte auch funktionieren.
Es lohnt sich über neue Transportmöglichkeiten nachzudenken
Unbestritten bleibt, dass wir neue Konzepte für die City-Logistik brauchen. Angesichts des zunehmenden Lieferverkehrs, in der zweiten Reihe parkenden Lkw und der zunehmenden Schadstoffbelastung benötigen wir eine Verkehrswende, um die Innenstädte wieder lebenswerter zu machen. Die Corona-Krise hat vor allem gezeigt, wie wichtig es ist, über alternative Transportmöglichkeiten nachzudenken, da weltweit Versorgungsketten unterbrochen wurden. Entscheidend ist in den kommenden Jahren, dass in den Innenstädten eine fahrradfreundliche Infrastruktur geschaffen wird, die eine neue Industrie auf der „letzten Meile“ ermöglicht. Damit der Umstieg auf alternative Antriebe und Kraftstoffe gelingt, muss die Tank- und Ladeinfrastruktur interoperabel und nutzerfreundlich werden sowie sich technologisch auf dem neusten Stand bewegen. Dazu braucht es zunächst einmal Regelungen, die es ermöglichen, dass Nutzer die Ladepunkte schnell und einfach finden. Zudem sollten sich Nutzer einfach authentifizieren und mit einem einheitlichen System bezahlen können. In diesem Zusammenhang war der Autogipfel in der vergangenen Woche enttäuschend, da er ohne Ergebnisse für alternative Antriebe zu Ende gegangen ist. Die Regierung machte nur Hoffnung, aber keine konkreten Zusagen.
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