
In Deutschland ist nur jedes 81. Auto ein vollelektrisches Modell. Quelle: Valentin Pauli
Die Gesetzesvorlage war umstritten, letztendlich bekam sie am 8. Juni dennoch eine Mehrheit im Europäischen Parlament. Und sie trifft die Automobil- und Nutzfahrzeughersteller hart: Ab 2035 dürfen in der EU keine leichten Nutzfahrzeuge und Pkw mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Stattdessen sollen die Hersteller auf Elektroantriebe setzen. Was Umweltschutzorganisationen als zu spät kritisieren, empfindet vor allem die Automobilindustrie aufgrund der fehlenden Infrastruktur als zu früh.
Restriktionen und Kostendruck erfordern alternative Lösungen
Obwohl noch ungewiss ist, ob es tatsächlich dazu kommt und das Parlament erst mit den EU-Staaten darüber verhandeln muss, ist es ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn jede Tonne CO2, die in die Luft geblasen wird, ist eine zu viel. Die Schadstoffemissionen müssen gesenkt werden, wenn die EU ihre Klimaziele erreichen will. Erste Schritte wie Fahrverbotszonen und Restriktionen für Dieselfahrzeuge, die Kommunen und einige Städte bereits eingeleitet haben, reichen bei weitem nicht aus, um die beschlossene 1,5-Grad-Grenze noch einzuhalten und die globale Klimakrise aufzuhalten. Neben den zunehmenden Restriktionen verdeutlichen die steigenden Energiekosten sowie die Erhöhung für CO2-Emissionen je ausgestoßener Tonne die Notwendigkeit eines Umdenkens der Nutzfahrzeug- und Pkw-Hersteller.
City-Logistik ist nach wie vor vom Diesel dominiert
Leichte Nutzfahrzeuge verursachen laut der Umweltschutzorganisation NABU rund ein Zehntel der verkehrsbedingten CO2-Emissionen. Vor allem in Städten und Ballungsräumen ist die Schadstoffbelastung ein erhebliches Problem, das aufgrund des zunehmenden Lieferverkehrs weiterhin ansteigt. Obwohl e

Es fehlen deutschlandweit Hunderttausende Ladestationen. Quelle: Valentin Pauli
s bereits alternative Zustellungsmethoden wie Elektrotransporter oder Lastenräder gibt, ist die City-Logistik nach wie vor vom Diesel dominiert. Neben der erheblichen lokalen Abgasbelastung, ist auch die Lärmbelästigung ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Deshalb besteht vor allem auf der politischen Ebene Handlungsbedarf, umwelt- und klimafreundliche Alternativen zum Verbrennungsmotor zu fördern. Hier hinkt Deutschland hinterher. Zum Jahreswechsel 2021/22 waren laut des Kraftfahrtbundesamtes gerade einmal rund 618.000 reine Elektroautos zugelassen. Zum Vergleich: Die Zahl der Benziner lag bei 31 Millionen, die der Diesel bei knapp 15 Millionen. Nur etwa jedes 81. Auto war dabei ein vollelektrisches Modell.
Ladeinfrastruktur für Elekrtoautos muss verbessert werden
So stockt das Hochfahren der Elektromobilität beispielsweise daran, dass für Logistikdienstleister Elektrofahrzeuge noch immer viel zu teuer und aufgrund von Lieferengpässen momentan sehr schwer zu beschaffen sind. Die Wartelisten sind lang. Experten raten zunehmend zu Leasingmodellen. Auch bei der Infrastruktur ist noch viel Luft nach oben. So fehlen beispielsweise noch Hunderttausende Ladestationen vor Ort. Der beste E-Transporter wird auch nicht helfen, wenn der Strom nicht aus erneuerbaren Energien kommt. Zudem müsste die Lebensdauer der Akkus verlängert werden. Die Politik und die Industrie sind hier nun verstärkt gefordert, Lösungen zu finden.
Es bedarf einer Verkehrswende in den Köpfen
Letztendlich werden die kommenden Jahre zeigen, ob es sowohl der Industrie, den Unternehmen als auch der Politik und auch uns Verbrauchern gelingt, eine klimaneutrale Mobilität zu gestalten. Es bedarf zunächst einer Verkehrswende in den Köpfen und es müssen alle gemeinsam mithelfen, damit der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotoren überall möglichst schnell gelingen kann.
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