Seit 1. Januar gilt ein verschärftes Sektorales Fahrverbot für Lkw im österreichischen Tirol. Ausnahmen gibt es nur mehr für hochmoderne, emissionsarme Fahrzeuge. Ziel ist es, die Umweltbelastungen durch Lärm und Abgase deutlich zu senken.
Zusätzliche Fahrverbote
Die Nord-Süd-Transitroute durch Österreich wird zunehmend steiniger. Neben dem bisherigen Sektoralen Fahrverbot für acht verbotene Gütergruppen (wie Abfälle, Aushub oder Rundholz) gilt seit Jahresbeginn zusätzlich eine Sperre für Transporte von Papier/Pappe, flüssigen Mineralölerzeugnissen, Zement, Kalk und gebranntem Gips, Rohren und Hohlprofilen sowie Getreide. Diese Güter dürfen nicht mehr mit Fahrzeugen über 7,5 Tonnen auf der A12 zwischen Kufstein/Langkampfen und Ampass transportiert werden. Ausgenommen von der Regelung sind nur mehr die neuesten Fahrzeuge der Euroklasse VI. Zudem dürfen auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wie beispielsweise mit Elektroantrieb oder Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie fahren.
Güterverkehr auf die Schiene verlagern
Das neue Fahrverbot ist eine weitere politische Maßnahme, um die zunehmende Umweltbelastung durch den ansteigenden Transitverkehr in Tirol in den Griff zu bekommen. „Die Grenze der Belastbarkeit ist längst erreicht. Ich will nicht tatenlos zusehen, wie Tirol weiterhin überrollt und unsere Luft ständig belastet wird. Gemeinsam mit unseren Rechtsexpertinnen und -experten haben wir daher das Sektorale Fahrverbot, Euroklassen-Fahrverbot und Blockabfertigungen ausgearbeitet, um die Bevölkerung wirksamer vor der LKW-Transit-Lawine zu schützen“, so Tirols Landeshauptmann Günther Platter. Weiterhin ist es das Ziel, eine durchgängige Korridormaut von München bis Verona einzuführen, um die Straße für den Lkw-Verkehr teurer zu machen und den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern.

Bundesautobahn in Österreich (Quelle: ASFINAG)
Problematische Immissionsgrenzwerte
Das Monitoring zeigt, dass die Wirkung des bestehenden Sektoralen Fahrverbots überschaubar ist. Grund dafür ist die generelle Ausnahme von Lkw der Klasse Euro VI und die fortschreitende Flottenerneuerung. Die Luftqualität konnte zwar verbessert werden, trotzdem gibt es an den autobahnnahen Messstellen nach wie vor Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte. Daher werden die Fahrverbote verschärft und weitere Verkehrsbeschränkungen erlassen. Als Alternative bietet sich einmal mehr die Rollende Landstraße an. Das ROLA-Angebot auf der Brennerroute wird deutlich aufgestockt, um zusätzliche Kapazitäten für einen klimafreundlicheren Transport zu schaffen. Insgesamt sollen bis Jahresende 2020 rund 400.000 Lkw pro Jahr auf die Schiene verlagert werden.
Modernste Fahrzeuge ausgenommen
Lkw der Euroklasse VI, die ab dem 1. September 2018 erstmalig zugelassen wurden, sind vom Sektoralen Fahrverbot ausgenommen. Die Ausnahme gilt auch für den Ziel- und Quellverkehr mit einer zeitlich gestaffelten Bindung an bestimmte Euroklassen. So sind etwa Lkw der Euroklasse IV ab 1. Jänner 2020 und Fahrzeuge der Euroklasse V ab 1. Jänner 2023 vom Fahrverbot auch im Ziel- und Quellverkehr betroffen. Die Ausnahmezone wird zum Teil befristet bis 31. Dezember 2020 in Ost-West-Richtung nach Bludenz und Feldkirch sowie nach Graubünden und Liechtenstein ausgeweitet. Damit sollen die vorübergehend stärker von den Fahrverboten betroffenen Regionen entlastet werden.
Weitere Informationen zum Sektoralen Fahrverbot gibt es beim Rechtsinformationssystem des Bundes: www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe
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